Waldtag oder Nichtwaldtag, das ist hier die Frage

Jeden Donnerstag ist für unsere Kindergartenkinder Waldtag. Mit dem Bollerwagen im Schlepptau gehen sie gemeinsam in den nahegelegenen Wald. Den Wald und die dort vorhandenen Erfahrungsmöglichkeiten mit allen Sinnen erleben, als pädagogischen Lernort nutzen und sich über die Abwechslung zum Kindergartenalltag freuen – das macht zu allen Jahreszeiten Spaß! Oder vielleicht doch nicht? Wir lassen heute unseren Bdegleiter Sören zu Wort kommen.

Es ist früh an einem Donnerstagmorgen im Februar. Es ist kalt und es regnet auf dem Weg in den Kindergarten. Es ist dunkel und alles andere als gemütlich draußen. Aber gar nicht mal soooo kalt, denke ich. Und dann: Was können wir heute alternativ machen? Bei so einem Wetter kann man doch nicht in den Wald gehen. Die Kinder jammern doch alle nur…

Fast jede*r, der an diesem Morgen in den Kindergarten kommt, scheint die gleichen Gedanken zu haben, egal ob Eltern, Kinder oder Begleiter*innen. „Wie wäre es mit einem Ausflug in die Bücherei in Degerloch?“ schlägt meine Kollegin Dorothea vor.

Es kommen immer mehr Kinder, so dass schnell die Gruppe viel zu groß geworden ist, um unangemeldet in der Bücherei einzufallen. Es sind um neun Uhr 15 Kinder da – was machen wir bloß mit der Truppe?

Ein Blick nach draußen lässt den Gedanken, doch in den Wald zu gehen wieder realistischer erscheinen – es hat aufgehört zu regnen. „Und sooooo kalt ist es ja auch gar nicht“ sagt Charlotte. „Also ich habe ja sowieso schon die ganze Zeit Lust gehabt, in den Wald zu gehen“ behaupte ich. Ehe wir den Impuls wieder zerdacht haben, helfen wir schnell allen Kindern in ihre Kleidung und los geht’s.

Auf halber Strecke fängt es wieder an zu nieseln, aber es scheint niemanden zu stören. Mein Kopf wackelt nur leicht bedenklich und ein vorsichtiger Blick in den Himmel lässt hoffen. Man sieht kurz eine kleine Ecke der Sonne! Im Wald angekommen regnet es tatsächlich nicht mehr und alle machen sich routiniert ans Werk: Matten rausholen, Vesper auspacken, essen, dann umschauen.

Die Zwergenhäuschen stehen noch alle und auch die Hüttchen (mehr oder weniger). Eine Schaukel und ein kleiner Seilparcours sind schnell gebaut. Die Kindergruppe hat sich schnell in mehrere kleine Grüppchen zerstreut. Ein Grüppchen testet die Seilaufbauten, ein Grüppchen pflegt die Zwergenlandschaften, ein paar Kinder schnitzen, sägen oder graben schon und ein Grüppchen streift auf Forschungsexpedition durchs Laub.

Die Stimmung ist gut, alle sind munter, niemand friert oder langweilt sich. Ich nehme das alles wahr und freue mich. Wer hätte das gedacht? Während die einen die Schaukel ausreizen, finden die anderen eine große Anzahl kleiner Köttel wie zur Ausstellung auf einem umgestürzten Baumstamm. Welches Tier könnte das gewesen sein? „Ganz eindeutig Kaninchen“, sagen unsere Experten. Auch auf einem anderen Baumstamm liegen Köttel. Waren das die gleichen Tiere oder sind Unterschiede erkennbar?

Erst ziemlich spät wird auch noch der Seilparcours ausgiebig genutzt und bewältigt. Das ist gar nicht leicht, aber wir haben da schon so ein paar Gleichgewichtsakrobaten.

Jedenfalls wurde es ganz unerwartet einer der schönsten Waldtage der Saison. Vielen Dank an diese tolle Kindergruppe, die das möglich gemacht hat! 

Sören Heitmann / AF